Leben ohne Schilddrüse
Die Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) verändert das Leben grundlegend.
Viele Betroffene blicken auf eine lange Anamnese mit Schilddrüsenerkrankungen wie Hyperthyreose, Struma oder Schilddrüsenkrebs zurück und hoffen nach der Operation auf schnelle Besserung und ein neues Lebensgefühl.
Doch die Realität nach einer Thyreoidektomie erweist sich oft als komplexer. Der Eingriff entfernt nicht nur die Schilddrüse, sondern beeinflusst auch den Hormonhaushalt des gesamten Körpers nachhaltig.
Nach der Entfernung stehst du vor der Herausforderung, den Körper mithilfe einer Hormonersatztherapie richtig einzustellen.
Diese lebenslange Therapie erfordert kontinuierliche Anpassungen der Dosierung und bringt häufig Unsicherheiten mit sich – unter anderem auch in Bezug auf die Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsschwankungen oder Stimmungsschwankungen.
Die Hormontherapie birgt verschiedene Herausforderungen, die individuell unterschiedlich sein können.
In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Gründe für eine Schilddrüsenentfernung, die Auswirkungen auf die Lebenserwartung ohne Schilddrüse und die körperlichen Veränderungen, die damit einhergehen.
Wir geben dir wertvolle Tipps, wie du deinen neuen Alltag mit Zuversicht und Klarheit meistern kannst. Denn die Zeit nach der Operation kann auch der Beginn eines besseren Gleichgewichts für deinen Körper sein.
Gemeinsam betrachten wir die folgenden Themen im Detail:
- Gründe für die Entfernung der Schilddrüse
- Leben ohne Schilddrüse, wie ist das möglich?
- Schilddrüsenhormone verstehen
- Leben ohne Schilddrüse, was sollte ich beachten?
- Häufig gestellte Fragen nach einer Schilddrüsen OP
Gründe für die Entfernung der Schilddrüse: Ein Überblick
Die Schilddrüsenentfernung – medizinisch als Thyreoidektomie bezeichnet – ist ein chirurgischer Eingriff, der aus verschiedenen medizinischen Gründen durchgeführt wird.
Für Menschen, die ohne Schilddrüse leben oder kurz vor der Operation stehen, stellt sich häufig die Frage: Kann man ohne Schilddrüse leben?
Die Antwort lautet ja, doch dies bringt lebenslange Herausforderungen mit sich.
Jährlich werden in Deutschland zwischen 70.000 und 80.000 Schilddrüsenoperationen durchgeführt, ein erheblicher Teil davon beinhaltet die vollständige Entfernung der Schilddrüse
Viele Betroffene haben vor der Operation bereits jahrelang unter Schilddrüsenproblemen gelitten, wie einer Überfunktion (zum Beispiel durch Morbus Basedow) oder einer Vergrößerung der Schilddrüse (Struma, umgangssprachlich als Kropf bekannt).
Darüber hinaus gibt es weitere medizinische Gründe für eine Thyreoidektomie (4).
Nachfolgend gehen wir auf die häufigsten Ursachen ein:
1. Morbus Basedow
Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift, was zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen (Hyperthyreose bzw. Schilddrüsenüberfunktion) führt.
Die Betroffenen leiden oft unter Symptomen wie Gewichtsverlust, Herzrasen und Schlafstörungen.
In fortgeschrittenen oder wiederkehrenden Fällen, in denen medikamentöse Therapien und Radiojodbehandlungen keine ausreichende Wirkung zeigen, ist die Entfernung der Schilddrüse häufig die letzte Option.
Diese kann die Hyperthyreose stoppen und die Lebensqualität deutlich verbessern (2).
2. Schilddrüsenkrebs
Schilddrüsenkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen des endokrinen Systems. Die verschiedenen Formen von Schilddrüsenkrebs variieren in ihrer Aggressivität und Ausbreitungsgeschwindigkeit.
Bei der Diagnose von Schilddrüsenkrebs ist es entscheidend, das Stadium und den Krebs-Typ genau zu bestimmen, um die beste Behandlungsstrategie zu planen. In vielen Fällen ist die vollständige Entfernung der Schilddrüse (totale Thyreoidektomie) der sicherste Weg, um sicherzustellen, dass alle Krebszellen beseitigt werden.
Dieser Eingriff minimiert auch das Risiko einer Metastasierung, da das Tumorgewebe entfernt wird, bevor sich die Krebszellen auf andere Organe ausbreiten können (3).
3. Struma (Kropf)
Ein Kropf, medizinisch als Struma bezeichnet, ist eine Vergrößerung des Schilddrüsengewebes. Diese Vergrößerung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie genetische Veranlagung, Jodmangel oder Autoimmunerkrankungen.
In manchen Fällen kann das vergrößerte Schilddrüsengewebe auf benachbarte Strukturen drücken und zu Atem- oder Schluckbeschwerden führen. Wenn solche Symptome auftreten, wird eine Strumektomie – bei der es zu einer teilweisen oder vollständigen Entfernung der Schilddrüse kommt– notwendig, um die Beschwerden zu lindern (4).
4. Knoten in der Schilddrüse
Schilddrüsenknoten sind abnormale Gewebeveränderungen in Form von Verdickungen in der Schilddrüse. Diese Knoten können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein und funktionelle Veränderungen der Schilddrüse mit sich bringen. Ob es sich um gutartige oder bösartige Knoten handelt, kann oft erst durch eine Feinnadelbiopsie festgestellt werden.
Lokale Therapien wie Radiojodtherapie können sinnvoll sein, wenn die krankhaften Veränderungen auf einen begrenzten Bereich der Schilddrüse beschränkt sind. Wenn diese nicht-operativen Verfahren ausgeschöpft sind oder das Risiko einer malignen Entartung besteht, wird in der Regel eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse empfohlen (5).
5. Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine der häufigsten Ursachen für Schilddrüsenerkrankungen und kann in einigen Fällen zu einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse führen. Diese Autoimmunerkrankung führt dazu, dass das Immunsystem irrtümlich die Zellen der Schilddrüse angreift und zerstört. Dies verursacht eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die im Laufe der Zeit zu einer dauerhaften Unterfunktion (Hypothyreose) führen kann.
Der Krankheitsverlauf von Hashimoto ist oft schleichend, weshalb die Diagnose häufig erst erfolgt, wenn Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sichtbar werden. Zu diesen Symptomen gehören unter anderem Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, depressive Verstimmungen und eine Verlangsamung des Stoffwechsels.
In schwereren Fällen kann es auch zu einer sichtbaren Vergrößerung der Schilddrüse kommen, was als Struma bezeichnet wird. Bei Verdacht auf Hashimoto können spezielle Bluttests durchgeführt werden, um Schilddrüsen-Antikörper wie Anti-TPO (Thyreoperoxidase-Antikörper) oder Anti-Tg (Thyreoglobulin-Antikörper) nachzuweisen, die oft erhöht sind und auf die Autoimmunerkrankung hinweisen.
In der Regel wird Hashimoto-Thyreoiditis zunächst konservativ mit einer Schilddrüsenhormonersatztherapie behandelt, da die betroffene Schilddrüse oft nicht mehr in der Lage ist, genügend Hormone zu produzieren.
In einigen Fällen jedoch, insbesondere wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist, Knoten entwickelt oder die medikamentöse Behandlung die Symptome nicht ausreichend kontrolliert, kann eine Operation zur Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) erforderlich werden.
Studien haben gezeigt, dass die Entfernung der Schilddrüse bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis nicht nur die Symptome der Schilddrüsenerkrankung, sondern auch andere Autoimmunreaktionen positiv beeinflussen kann.
Viele Patienten erleben nach der Operation nicht nur hormonelle Stabilität durch die anschließende Hormonersatztherapie, sondern auch eine Verringerung von Autoimmunprozessen, insbesondere durch den Rückgang der Anti-TPO-Antikörper (6).
Leben ohne Schilddrüse: Ein Leben, das gut gelingen kann
Warum die Schilddrüse so wichtig ist
Um zu verstehen, wie das Leben ohne Schilddrüse funktioniert, müssen wir uns zunächst die zentrale Rolle der Schilddrüse im Körper genauer ansehen. Diese kleine, schmetterlingsförmige Drüse im Hals produziert zwei lebenswichtige Hormone: freies Trijodthyronin (fT3) und freies Thyroxin (fT4).
Diese Hormone steuern nahezu alle wesentlichen Prozesse im Körper. Sie beeinflussen, wie schnell unser Herz schlägt, wie wir Nahrung in Energie umwandeln, wie unsere Körpertemperatur reguliert wird, wie unser Gehirn arbeitet und sogar, wie wir uns emotional fühlen (7).
Wenn die Schilddrüse entfernt wird, gerät der Körper ohne die Hormone aus dem Gleichgewicht. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, was zu einer Reihe von Symptomen führen kann: das Herz kann träge schlagen, die Haut wird trocken, die Muskeln schwach, und auch die kognitiven Fähigkeiten können sich verschlechtern.
Schilddrüsenhormone verstehen: Das 3 Schritte Aktivierungssystem
Schritt 1: Aufnahme und Zufuhr von Schilddrüsenhormonen nach der Schilddrüsenentfernung
Die Schilddrüse produziert überwiegen das Hormon fT4. Nach einer Schilddrüsenoperation, sei es aufgrund eines Kropfes (Struma), Schilddrüsenknoten oder Erkrankungen wie Morbus Basedow, sind Betroffene nicht mehr in der Lage, die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 selbst zu produzieren. Das bedeutet, dass du nach einer Strumektomie oder Schilddrüsenentfernung täglich fT4 (Levothyroxin) als Hormonersatz zuführen musst.
Schritt 2: Umwandlung von T4 zu T3
Der Körper muss das aufgenommene fT4 in das aktive fT3 umwandeln, um lebenswichtige Stoffwechselprozesse anzutreiben. Diese Umwandlung erfolgt hauptsächlich in der Leber und erfordert spezielle Enzyme, die sogenannten Deiodinasen. Diese Enzyme, die Selen enthalten, wandeln das inaktive fT4 in das aktive fT3 um.
Bei manchen Menschen funktioniert dieser Prozess jedoch nicht optimal, was als Umwandlungsstörung (Konversionsstörung) bezeichnet wird. In solchen Fällen können trotz ausreichender Einnahme von T4-Medikamenten Symptome einer Unterfunktion wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit bestehen bleiben.
Für Menschen ohne Schilddrüse ist eine effiziente Umwandlung von fT4 zu fT3 von entscheidender Bedeutung, um die Lebensqualität zu sichern und das hormonelle Gleichgewicht im Körper zu wahren.
Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Artikel zur Umwandlungsstörung.
Schritt 3: Transport zu den Zellen
Das aktive fT3 wird über das Blut zu den Zellen transportiert. Dort angekommen steuert fT3 wichtige Stoffwechselvorgänge
Bei einer Umwandlungsstörung steht jedoch nicht ausreichend fT3 zur Verfügung, was die Stoffwechselaktivität der Zellen beeinträchtigen kann. Dies stellt nach einer Schilddrüsenentfernung eine besondere Herausforderung dar, da Betroffene auf eine ausreichende T3-Versorgung angewiesen sind, um gesund und aktiv zu bleiben.
Das Verständnis dieses 3-Schritte-Systems ist entscheidend, um die Regulation und das komplexe Zusammenspiel des eigenen Stoffwechsel zu verstehen, die Schilddrüsenwerte richtig zu interpretieren und ein gesundes Leben ohne Schilddrüse zu führen.
Eine enge Zusammenarbeit mit deinem Arzt und die regelmäßige Überprüfung deiner Schilddrüsenhormonwerte sind wichtig, um die richtige Dosierung der Medikamente sicherzustellen.
Leben ohne Schilddrüse
Kann man ohne Schilddrüse leben?
Die Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) ist ein bedeutender medizinischer Eingriff, der das Leben der Betroffenen grundlegend verändert. Viele Patienten, die diese Operation in Betracht ziehen, erhoffen sich eine Verbesserung ihrer Symptome, insbesondere nach einer langen Krankheitsgeschichte mit Hyperthyreose, Struma oder Schilddrüsenkrebs.
Die individuelle Anpassung der Medikation erfordert oft Geduld sowie regelmäßige ärztliche Kontrollen, um eine optimale Lebensqualität sicherzustellen.
Die Rolle der Hormonersatztherapie
Nach einer Schilddrüsenentfernung übernimmt die tägliche Einnahme von Schilddrüsenhormonen die Funktion der Schilddrüse. Ohne diesen Hormonersatz – in der Regel in Form von Levothyroxin – könnte der Körper nicht normal funktionieren.
Die gute Nachricht ist, dass die Hormonersatztherapie in den meisten Fällen sehr gut wirkt und den Mangel an körpereigenen Hormonen ausgleicht. Damit die Behandlung erfolgreich ist, sind jedoch regelmäßige ärztliche Kontrollen, eine angepasste Lebensweise und eine konsequente Selbstbeobachtung erforderlich, um die ideale Dosierung zu finden und die Wirkung der Schilddrüsenhormone zu unterstützen.
Lebenserwartung nach der Schilddrüsenentfernung: Ihre Zukunft in guten Händen
Die Lebenserwartung nach einer Schilddrüsenentfernung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die zugrunde liegende Erkrankung, das Alter und die allgemeine Gesundheit des Patienten. Untersuchungen zeigen, dass die Lebenserwartung von Menschen ohne Schilddrüse in den meisten Fällen mit der der allgemeinen Bevölkerung vergleichbar ist, vorausgesetzt, sie erhalten eine adäquate Nachsorge.
Bei gutartigen Erkrankungen ist die Lebenserwartung in der Regel nicht beeinträchtigt. Auch bei Schilddrüsenkrebs, einer der häufigesten Ursache für eine vollständige Schilddrüsenentfernung, sind die Überlebensraten sehr gut. Neun von zehn Menschen, bei denen ein Schilddrüsentumor diagnostiziert wurde, zeigen eine ähnliche Lebenserwartungen im Vergleich zu gesunden Personen (8).
Leben ohne Schilddrüse – Darauf solltest du achten
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Leben ohne Schilddrüse keine Einschränkung bedeutet. Vielmehr bietet es die Chance, den eigenen Körper besser kennenzulernen und aktiv für das eigene Wohlbefinden zu sorgen.
Die Zeit unmittelbar nach der Schilddrüsenentfernung kann anfangs herausfordernd sein, da sich der Körper erst an die neuen Bedingungen gewöhnen muss. In den ersten Tagen ist es wichtig, ausreichend Ruhe zu finden und die Heilung zu unterstützen. Besonders entscheidend ist es, die richtige Levothyroxin-Dosis zu finden, um das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen.
Um ohne Schilddrüse gesund und aktiv zu bleiben, gibt es einige wichtige Aspekte, auf die du achten solltest:
1. Schilddrüsenhormone richtig einnehmen
Nach der Entfernung der Schilddrüse ist es entscheidend, dass du Schilddrüsenhormone in Form von Medikamenten richtig einnimmst, um die fehlende Hormonproduktion auszugleichen. Meistens wird Levothyroxin (synthetisches T4) verschrieben, das der Körper in das aktive T3 umwandeln muss.
Der Zeitpunkt der Einnahme von Levothyroxin (T4) hat einen erheblichen Einfluss auf die Aufnahme und Wirksamkeit des Medikaments. Studien zeigen, dass die Einnahme von Levothyroxin vor dem Schlafengehen eine bessere Aufnahme ermöglichen könnte als die morgendliche Einnahme vor dem Frühstück.
Eine Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass Patienten, die ihr Medikament am Abend einnahmen, niedrigere TSH-Werte und höhere fT4- und fT3-Werte hatten, was auf eine verbesserte Hormonaufnahme in der Nacht hinweist.
Dennoch kann die Einnahme am Morgen ebenfalls wirksam sein, wenn sie korrekt durchgeführt wird. Es wird empfohlen, mindestens 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück zu warten, da Nahrungsmittel, insbesondere solche, die reich an Kalzium, Eisen oder Ballaststoffen sind, die Aufnahme beeinträchtigen können (10).
Für Patienten mit schwankenden Schilddrüsenwerten kann es sinnvoll sein, die Einnahme zu verschiedenen Tageszeiten auszuprobieren, um die optimale Routine für stabile Hormonwerte zu finden.
Zusätzlich sollte zwischen der Einnahme von Levothyroxin und anderen Medikamenten wie Eisen- oder Kalziumpräparaten ein zeitlicher Abstand von mindestens vier Stunden eingehalten werden. Sprich regelmäßig mit deinem Arzt über deine Blutwerte, insbesondere fT3, fT4 und TSH, um sicherzustellen, dass die Dosierung korrekt ist und du dich wohlfühlst.
Wichtig: Solltest du Eisen- oder Kalziumpräparate einnehmen, solltest du einen Abstand von mindestens vier Stunden einhalten bevor du deine Schilddrüsenhormone einnimmst.
Bei einigen Menschen kann es sinnvoll sein, neben T4 auch T3 direkt zu supplementieren, besonders wenn die Umwandlung von T4 zu T3 eingeschränkt ist (11). Ob die Umwandlung von T4 zu T3 beeinträchtigt ist, kannst du mithilfe deiner Blutwerte überprüfen.
2. Blutwerte – Warum fT3 so wichtig ist
Nach deiner Schilddrüsenoperation ist es entscheidend, deine Blutwerte regelmäßig überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass die Hormone richtig eingestellt sind. Dabei solltest du nicht nur auf den TSH-Wert, sondern auch auf die freien Werte fT4 und vor allem fT3 achten.
T4 ist die inaktive Form des Hormons, das erst durch die Umwandlung zu fT3 aktiv wird und den Stoffwechsel steuert. Eine normale Konzentration von TSH oder fT4 bedeutet nicht automatisch, dass genügend fT3 vorhanden ist.
Wenn du weiterhin unter Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Konzentrationsproblemen leidest, könnte eine Umwandlungsstörung (Konversionsstörung) vorliegen. In diesem Fall wandelt dein Körper T4 nicht ausreichend in das aktive fT3 um.
Ein Symptom-Tagebuch in Kombination mit gemessenen fT3-Werten hilft dir und deinem Arzt, die Hormondosierung optimal anzupassen. Nutze gerne unseren [Werterechner], um deine fT3-Werte besser zu interpretieren.
3. Ernährung bei entfernter Schilddrüse
Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für dein Wohlbefinden, insbesondere nach der Entfernung der Schilddrüse. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass du genügend Selen, Zink und Eisen zu dir nimmst, da diese Nährstoffe für die Umwandlung von T4 in T3 notwendig sind.
Studien zeigen, dass Nahrungsergänzungsmittel wie Selen oder Zink die Wirkung der Schilddrüsenhormone unterstützen. Auch die Umwandlung von T4 in das aktive T3 kann durch eine ausgewogene Ernährung positiv beeinflusst werden (9).
Jod, das normalerweise von der Schilddrüse benötigt wird, sollte in kleinen Mengen zugeführt werden, wenn dein Arzt dies empfiehlt. Jodreiche Lebensmittel sind Meeresalgen und Fisch.
Frische, unverarbeitete Lebensmittel wie Gemüse, Obst, mageres Fleisch und Fisch sind ideal, um deinen Stoffwechsel optimal zu unterstützen. Lass regelmäßig deine Selen-, Zink-, Eisen- und Jodwerte überprüfen, um sicherzustellen, dass du keinen Mangel an diesen wichtigen Nährstoffen hast.
4. Nahrungsergänzungsmittel nach der Schilddrüsenentfernung
Neben einer ausgewogenen Ernährung können Nahrungsergänzungsmittel dazu beitragen, eventuelle Nährstoffmängel auszugleichen. Besonders Selen ist wichtig, da es Teil der Deiodinasen-Enzyme ist, die für die Umwandlung von T4 in T3 verantwortlich sind.
Auch Zink, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren unterstützen den Hormonstoffwechsel und fördern deine Gesundheit. Bevor du jedoch Nahrungsergänzungsmittel einnimmst, solltest du immer Rücksprache mit deinem Arzt halten, um die richtige Dosierung zu gewährleisten.
Häufige Fragen:
Auf was muss man achten, wenn man keine Schilddrüse mehr hat?
Wer ohne Schilddrüse lebt, sollte regelmäßig die Hormonwerte (TSH, fT3, fT4) kontrollieren lassen und die Dosis der klassischen Schilddrüsenmedikamente anpassen. Wichtig ist eine gesunde Ernährung und die Kontrolle und Dokumentierung der eigenen Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Körpertemperatur die auf eine unausgeglichene Hormonsituation hindeuten können.
Kann man ohne Schilddrüse lange leben?
Ja! Ein normales Leben ohne Schilddrüse ist möglich vorausgesetzt, die Hormone werden richtig eingestellt und eingenommen. Mit einer gut angepassten Hormontherapie sind keine Einschränkungen in der Lebensqualität oder -dauer zu erwarten. Vorerkrankungen, die zu der Entnahme der Schilddrüse geführt haben und die eigene Lebensweise können jedoch Einfluss auf die Lebensqualität und Lebensdauer haben.
Was darf man ohne Schilddrüse nicht essen?
Bestimmte Lebensmittel wie Soja, koffeinhaltige Getränke oder kalziumreiche Speisen können die Aufnahme von klassischen Schilddrüsenmedikamenten beeinträchtigen. Daher sollten diese mindestens vier Stunden nach der Einnahme des Hormons konsumiert werden, um eine optimale Wirkung sicherzustellen.
Was muss man unmittelbar nach einer Schilddrüsenentfernung beachten?
Zunächst sollte man sich genug Ruhe und Regenerationszeit gönnen. Nach der Schilddrüsenentfernung ist eine regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonen lebenswichtig. Dafür ist es notwendig regelmäßig die Blutwerte checken zu lassen und auf den eigenen Körper zu hören. Ein Symptom-Tagebuch hilft dir, nach deiner OP möglichst schnell eine stabile Hormoneinstellung zu finden. Eine Ernährungsumstellung, eine gute Schlafroutine und Bewegung unterstützen den Körper in der Zeit nach deiner OP.
Kann man abnehmen, wenn man keine Schildddrüse mehr hat?
Abnehmen ist auch ohne Schilddrüse möglich, jedoch erfordert es eine gut angepasste Hormoneinstellung und eine gesunde Ernährung. Regelmäßige Bewegung und die Vermeidung hormonstörender Lebensmittel können ebenfalls hilfreich sein.
Was sind die häufigsten Nebenwirkungen von klassischen Schilddrüsenmedikamente?
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von klassischen Schilddrüsenmedikamenten gehören Unruhe, Herzrasen, und Kopfschmerzen, die meist durch eine Überdosierung entstehen oder wenn eine Umwandlungsstörung vorliegt. Bei auftretenden Symptomen sollte die Dosis mit einem Arzt überprüft werden.
Welche Tabletten darf man nicht mit klassischen Schilddrüsenmedikamenten einnehmen?
Kalzium- und Eisenpräparate sowie bestimmte Antazida können die Aufnahme von klassischen Schilddrüsenmedikamenten blockieren und sollten zeitversetzt eingenommen werden. Es ist ratsam, solche Präparate mindestens vier Stunden nach der Hormoneinnahme zu verwenden.
Wie merke ich, dass ich zu viel Schilddrüsenmedikamente nehme?
Typische Anzeichen für eine Überdosierung von klassischen Schilddrüsenmedikamenten sind Herzrasen, Nervosität und Schlafstörungen. Wenn diese Symptome auftreten, sollte die Dosierung angepasst und ärztlich überprüft werden.
Quellen
1. Oberhofer E. springermedizin.de. 2022. Tod nach endokriner Op.: Botschaften aus drei Fallvignetten. Available from: https://www.springermedizin.de/thyreoidektomie/parathyreoidektomie/tod-nach-endokriner-op---botschaften-aus-drei-fallvignetten/23369552
8. Rehberg C. Schilddrüsen-Entfernung bei Krebs fragwürdig. Zentrum der Gesundheit [Internet]. 2011 May 17 [cited 2024 Oct 19]; Available from: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/schilddruesenerkrankung/schilddruesenerkrankung-uebersicht/schilddruesenkrebs-operation
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